Nabelschnurblut

  15. April 2024

Nabelschnurblut
Nabelschnurblut ist das Blut, das nach der Geburt in der restlichen Nabelschnur und der Plazenta verbleibt. Normalerweise werden nur wenige Milliliter dieses Blutes für die Messung des kindlichen pH Wertes verwendet und der Rest mit der Plazenta entsorgt. Das Nabelschnurblut kann ohne Risiko für Mutter und Kind aus der Nabelschnur entnommen werden, um es in einer Nabelschnurblutbank aufzubewahren.

Stammzellen
Das Nabelschnurblut und das Gewebe der Nabelschnur enthalten überdurchschnittlich viele Stammzellen. Stammzellen sind noch nicht spezialisierte Zellen, die die Fähigkeit haben sich in verschiedene spezialisierte Zellen weiterzuentwickeln. Die so genannten hämatopoetischen Stammzellen (Blutstammzellen) aus dem Nabelschnurblut können sich in Zellen des Blut- und Immunsystems entwickeln und sind mit den Stammzellen des Knochenmarks vergleichbar. Die mesenchymalen Stammzellen des Nabelschnurgewebes können sich in verschiedene Gewebe weiterentwickeln. So finden Stammzellen ihren Einsatz bei der Behandlung von Leukämien, aber auch seltenen erblichen Erkrankungen des Stoffwechsels und des Immunsystems. Im Rahmen von Forschungsprojekten im Bereich der regenerativen Medizin wird ausserdem der Einsatz zur Gewebeerneuerung untersucht.

Nabelschnurblut-/ Stammzelltransplantationen
Man unterscheidet zwischen autologen und allogenen Transplantationen. Bei der allogenen Transplantation stammt das Nabelschnurblut/ die Stammzellen von einer anderen Person als der zu behandelnden. Bei der autologen Transplantation stammt das Nabelschnurblut/ die Stammzellen von derselben Person. Es ist wichtig zu wissen, dass häufig gespendete Zellen einer gesunden Person den eigenen Zellen vorzuziehen sind, da die eigenen Zellen Träger der genetischen oder erworbenen Krankheiten sein können.

Entnahme und Anwendung von Nabelschnurblut
Auf Wunsch der Eltern kann nach dem Abnabeln das Nabelschnurblut gesammelt und die Stammzellen daraus isoliert werden, um diese in einer Blutbank aufzubewahren. Vor der Einlagerung wird das Blut auf ansteckende Krankheiten getestet und die Gewebemerkmale bestimmt (HLA Typisierung). So kann später das eingelagerte Nabelschnurblut mit einem potentiellen Empfänger abgeglichen und für eine Stammzelltherapie eingesetzt werden. Der Vorteil dabei ist, dass die Stammzellen aus dem Nabelschnurblut noch unreif sind und daher bei einer Spende weniger häufig Abstossungsreaktionen auftreten und die Gewebemerkmale von Spender und Empfänger weniger streng aufeinander abgestimmt werden müssen. Der Nachteil ist die geringe Menge der Stammzellen, so dass selten Erwachsene und meistens nur Kinder als Empfänger in Frage kommen. In den letzten Jahren konnte man zum Teil zwei passende Nabelschnurblutspenden für eine Transplantation kombinieren und so für eine erwachsene Person einsetzen.

Private Nabelschnurblutbanken
In der Schweiz gibt es eine Vielzahl von Nabelschnurblutbanken, die sowohl die Einlagerung des Nabelschnurblutes als auch die Einlagerung von Nabelschnur- und Plazentagewebe anbieten. Sollten Eltern sich für die Einlagerung interessieren, müssen sie sich während der Schwangerschaft mit den privaten Anbietern in Verbindung setzen. Die Kosten sind von den Eltern zu tragen und variieren nach Umfang der Einlagerung und der Dauer. Das Nabelschnurblut aus den privaten Banken kann für eine autologe oder eine gerichtete allogene Transplantation (meistens Spende innerhalb der Familie) verwendet werden.

Öffentliche Nabelschnurblutbanken und Nabelschnurblutspende
Die Universitätskliniken Genf und Basel betreiben öffentliche Blutbanken. Werdende Eltern können nach der Geburt in verschiedenen Universitätsspitälern das Nabelschnurblut spenden. Ihnen entstehen dadurch keine Kosten. Die Spende durchläuft die notwendigen Untersuchungen und wird danach pseudonymisiert eingelagert und in einer weltweit vernetzten Blutstammzellregister -Datenbank registriert. Das Nabelschnurblut aus den öffentlichen Banken wird meistens für eine allogene Transplantation eingesetzt. In der Schweiz läuft zudem ein Pilotprojekt am Inselspital Bern zur Einrichtung einer so genannten hybriden Nabelschnurblutbank. Dabei wird das Nabelschnurblut privat eingelagert, aber in den internationalen Datenbanken registriert. Sollte ein Empfänger gefunden werden, können die Eltern entscheiden, ob sie das Nabelschnurblut spenden und die Kosten dann erstattet bekommen.

Quellen:
www.nabelschnurblutspende.ch
www.bag.admin.ch
Empfehlungen des Europarates zur Aufbewahrung von Nabelschnurblut, Ratgeber für Eltern. Das Dokument steht auch auf Englisch und auf Französisch zur Verfügung.
www.blutstammzellspende.ch

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