Schwangerschaft über 40

  12. März 2024

Heutzutage ist es keine Seltenheit, ein Baby nach dem 35. Lebensjahr zu bekommen. Auch Frauen in den 40ern und sogar 50ern werden immer häufiger schwanger. Zwar haben das Alter der Frau und unsere „biologische Uhr“ einen starken Einfluss auf die Chancen einer natürlichen Empfängniss. Dank Reproduktionstechnologien werden Geburten jedoch immer später im Leben möglich.

Gibt es Vorteile für eine späte Schwangerschaft?
Dies ist Ansichtssache. Das Aufschieben der Geburt gibt einer Frau die Möglichkeit, ihre Karriere voranzutreiben, sich niederzulassen, zu reisen und sich selbst besser kennenzulernen, bevor sie eine Familie gründet. Es ist auch möglich, dass die Frau erst später im Leben einen passenden Partner findet. Möglicherweise entwickelt sich daher auch der Kinderwunsch erst später. In den 40ern hat die Frau ausserdem mehr Reife, Lebenserfahrung, finanzielle Stabilität und Flexibilität, um die Betreuung von Kindern zu erleichtern. Einige Risikofaktoren gibt es jedoch gerade aus medizinischer Sicht zu beachten.

Was hat es mit der späten Schwangerschaft in sich?
Jede Frau wird mit allen Eizellen für ihr ganzes Leben geboren. Nach dem Einsetzen der Menstruation wird normalerweise jeden Monat ein reifes Ei freigesetzt, welches befruchtet werden könnte. Man spricht dabei vom Eisprung. Die Zahl der verfügbaren Eizellen nimmt somit im Laufe der Jahre automatisch ab, mit zunehmendem Alter überproportional. Es wird geschätzt, dass die durchschnittliche Frau bis zu ihrem 51. Lebensjahr nur noch 1.000 Eizellen übrighat. Das ist ein drastischer Rückgang von 500.000 während der Pubertät und 25.000 Mitte der 30er Jahre. Ausserdem nimmt die Qualität der Eizellen mit zunehmendem Alter ebenfalls ab, was die Empfängnis erschweren oder das Risiko von Chromosomenanomalien erhöhen kann. Diese können wiederum zu einem frühen Schwangerschaftsverlust führen.

Was sind die medizinischen Risiken einer späten Schwangerschaft und wie können diese überwacht werden?
Mit zunehmendem Alter wird also die Empfängnis schwieriger und eine Schwangerschaft gilt automatisch als risikoreich. Ab dem 38. Lebensjahr klassifiziert man die Frauen aus medizinischer Sicht als «Risikoschwangere» aufgrund folgender Risiken:

Wegen häufiger auftretenden chromosomalen Abweichungen, ist die Fehlgeburtsrate höher, wie auch das Risiko, ein Kind mit einer Chromosomenanomalie zu bekommen. Die Wahrscheinlichkeit für Chromosomenstörungen des Kindes nimmt mit dem Alter der Mutter bzw. beider Eltern deutlich zu. Der häufigste und bekannteste, durch das Lebensalter der Mutter beeinflusste Gendefekt ist die Trisomie 21, das sogenannte Down-Syndrom. Heutzutage kann man mit Ultraschall- und anderen Screening Untersuchungen, wie beispielsweise dem Nicht-Invasivem Pränataltest, das Risiko für solche Störungen schon in der Frühschwangerschaft einschätzen. Mit weiterführenden pränataldiagnostichen Untersuchungen, z.B. einer Chorionzottenbiopsie, können diese dann eindeutig festgestellt werden. Die Frauen werden daher engmaschig medizinisch kontrolliert. Die Krankenkasse übernimmt ausserdem in diesem Fall die Kosten sowohl für jede Ultraschalluntersuchung wie auch für die Pränataldiagnostik, falls gewünscht.

Das Risiko von Schwangerschaftskomplikationen ist in späten Schwangerschaften ebenfalls erhöht. Beispielsweise kommt es häufiger als bei jüngeren Frauen zu Schwangerschaftsdiabetes, schwangerschaftsbedingtem Bluthochdruck, Blutungen oder einer tiefliegenden Plazenta (Plazenta praevia). Bei jeder Kontrolle gehören Blutdruck-Messung und Laboruntersuchung im Urin als Screening für den schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck (Präeklampsie). Sie werden von Ihrer Gynäkologin darauf hingewiesen, auf gewisse Symptome zu achten. Die Patientinnen werden angewiesen sich bei Kopfschmerzen, welche sich unter der Einnahme vom Magnesium und Paracetamol nicht behandeln lassen, besonders wenn dazu Sichtprobleme, Augenflimmern, Übelkeit und Erbrechen, Oberbauchschmerzen rechts eintreten, sich sofort ärztlich vorzustellen. Die Patientin sollte auch auf eine rasche Gewichtzunahme achten. Dies könnte auf eine ausgeprägte Wassereinlagerung hinweisen. Falls in der Kontrolle erstmal einen erhöhten Blutdruck diagnostiziert wird, erhält die Patientin einen Blutdruckmessgerät für zu Hause und wenn nötig auch schwangerschaftskompatible Therapie.

Als Screening wird bei allen der schwangeren Frau zwischen der 24.-28. Schwangerschaftswoche der Zuckerbelastungstest durchgeführt (auch oraler Glukosetoleranztest oder OGTT genannt). Dieser dient dazu Patientinnen mit Schwangerschaftsdiabetes rechtzeitig zu erkennen. Falls eine solche Problematik diagnostiziert wird, wird erst versucht mit Diät und Bewegung die Blutzucker-Werte im Normbereich zu halten. Sollte dies nicht gelingen, wird Insulin eingesetzt, um weitere Risiken für das ungeborene Kind zu vermeiden.

Es gilt ausserdem zu beachten, dass mit zunehmendem Alter der Frau auch unabhängig von einer Schwangerschaft, chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Beschwerden häufiger auftreten. Es ist daher wichtig, dass eine eventuell vorbestehende Medikation vor der Empfängnis auf eine schwangerschaftskompatible Variante umgestellt wird. Leidet die Frau beispielsweise unter Diabetes Typ 2 und nimmt zur Behandlung orale Antidiabetika (Metformin) ein, sollte Sie bereits vor oder unverzüglich nach Feststellung einer Schwangerschaft auf Insulin umgestellt wird.

Bei Fragen rund um dieses Thema Schwangerschaft dürfen Sie sich jederzeit an uns wenden. Für uns spielt es keine Rolle, ob eine Schwangere 20-jährig oder 45-jährig ist. Wir werden sie nach den neusten Guidelines und höchsten medizinischen Standards vollumfänglich betreuen. Sollten Sie während der Schwangerschaft unsicher sein oder den Verdacht haben, dass Sie an einem der obengenannten Risikofaktoren oder Krankheiten leiden, dürfen Sie sich selbstverständlich jederzeit bei uns kontrollieren und beraten lassen. Lieber einmal zu viel als zu wenig.

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